Aufarbeitung, Vortrag am Studientag "sexueller Missbrauch" der Deutschen Ordensobern Konferenz, 21. Mai 2019
Pressemeldung: Ordensobernkonferenz beschließt eigene Missbrauchsstudie "Das wird Konsequenzen haben" [Domradio]
Zusammenfassung & Downlaod
Zielsetzung einer Aufarbeitung sind die Befriedung der Betroffenen, das Erkennen der Ursachen von Missständen und die Ableitung von Maßnahmen in der Zukunft. Unbedingte Notwendigkeit ist die Offenlegung aller Täter und der Verantwortlichen, die nicht konsequent gehandelt haben. Die für die Aufarbeitung notwendige Transparenz steht hier konträr zu den Persönlichkeitsrechten. Um mit der Wut Betroffener umgehen zu können, sind Mediatoren als Puffer in Kommunikation unabdingbar. Ein guter Wille zur Aufarbeitung wird erst durch Taten glaubhaft, warum Geldzahlungen für die Betroffenen emotional wichtig sind.
- Vortrag zum Lesen [PDF] Folien dazu [PDF]
- Vortrag zum Anhören [
MP3]
- Vortrag zum Anhören und Ansehen [Powerpoint]
[Video]
- Flyer des Denk Mal in Ettal [Deutsch] [
espanol]
Quellen und Verweise
- Zusammenfassung des Ablaufs der Ettaler Aufarbeitung [LINK]
- Sozialwissenschaftliche Studie des ipp "Sexueller Missbrauch und Misshandlungen in der Benediktinerabtei Ettal" [ipp]
[
Springer Verlag]
- Empfehlung des unseres Vereins an die Aufarbeitung bei den Domspatzen [LINK]
Papst Franziskus fordert, die Kirchen sollen sich um heutige Missbrauchsopfer der Gesellschaft kümmern, dies könnte so aussehen, wie das Video der Beratungsstelle
Netz e.V. / Spezialisierte Beratungsstelle gegen sexuelle Gewalt an Kindern und
Jugendlichen [
Youtube]
Aufarbeitung in den Orden
Einschätzung von Katharina Kluitmann zur Unterschiedlichekit der Aufarbeitungsprozesse in den Orden [katholisch.de]:
..die DOK vertritt als Zusammenschluss der Oberen von Orden und Kongregationen nach eigenen Angaben etwa 4.000 Ordensmänner und 15.000 Ordensfrauen – die in sehr unterschiedlichen Formen zusammenleben. Da gibt es die kontemplative Nonne in Klausur, Missionarinnen und aktive Ordensleute, die in sozialen Bereichen oder in der Seelsorge arbeiten. So seien die Täter sexuellen Missbrauchs überwiegend Männer; Frauen hätten eher in Heimen Gewalt ausgeübt. Es gebe auch Gemeinschaften, die nie in Arbeitsfeldern gearbeitet hätten, in denen es zu Missbrauch im dienstlichen Kontext kommen konnte. Andere Orden seien "in einem derartigen Sterbeprozess, dass die letzten im Altenheim gepflegt werden. Da ist weder Aufarbeitung möglich, noch Prävention nötig", so die DOK-Vorsitzende. Bei wieder anderen müsse man genauer hinschauen: Es gebe Orden, die zwar keine Institutionen haben, in denen sie mit Minderjährigen in Kontakt kommen, die aber in der Einzelseelsorge aktiv seien. "Die sind in der Aufarbeitung, in der Prävention und in der Forschung viel schwerer zu fassen." ...."Ein allein lebender Täter ist aber gefährlicher, als ein Täter, auf den die Ordensgemeinschaft ein Auge hat"
Missbrauchsstudie der Bistümer MGH
Detailzahlen Fälle und Entschädigung der Diözesen [katholisch.de]
Aussagen Papst Franziskus auf dem Missbrauchsgipfel 02/19
Rede des Papstes im Wortlaut: [Vatican
News]
Anmerkung des Vereins: Wir messen Sie und alle
Kirchenvertreter auch an diesen Worten.
In der Tat erblickt die Kirche in der gerechtfertigten Wut der Menschen den Widerschein des Zornes Gottes, der von diesen schändlichen Gottgeweihten verraten und geohrfeigt wurde.
....
...alle notwendigen Maßnahmen anwenden, die auf internationaler und kirchlicher Ebene schon in Kraft sind. Es ist die Stunde gekommen, das richtige Gleichgewicht aller Werte zu finden, die auf dem Spiel stehen, und einheitliche Richtlinien
für die Kirche zu geben, wobei die zwei Extreme eines Gerechtigkeitswahns, der von den Schuldgefühlen aufgrund der vergangenen Fehler und dem Druck der medialen Welt hervorgerufen wird, und der Selbstrechtfertigung, die die Gründe und die
Folgen dieser schwerwiegenden Straftaten nicht aufarbeitet, zu vermeiden sind.
...
Daher ist ein
Mentalitätswechsel erforderlich, um die Abwehrhaltung zum Schutz der Institution zu bekämpfen und so eine aufrichtige und entschlossene Suche nach dem Wohl der Gemeinschaft zu fördern. Hierbei ist den Opfern von Missbrauch in jeder Hinsicht Vorrang
einzuräumen.
...
Absolute Ernsthaftigkeit: ... »die Kirche keine Mühen scheuen wird, alles Notwendige zu tun, um jeden, der solche Verbrechen begangen hat, der Justiz zu unterstellen.
... Kein Missbrauch
darf jemals vertuscht (so wie es in der Vergangenheit üblich war) oder unterbewertet werden, da die Vertuschung von Missbrauch die Verbreitung des Übels begünstigt und zusätzlich eine weitere Stufe des Skandals darstellt.
...
Missbrauchte Personen
begleiten: Das Übel, das ihnen widerfahren ist, lässt in ihnen unheilbare Wunden zurück, die sich auch in Form von Hass und selbstzerstörerischen Tendenzen zeigen. Die Kirche hat daher die Pflicht, ihnen jede notwendige Hilfe zukommen zu lassen
und dabei auf Fachleute auf diesem Gebiet zurückzugreifen. Zuhören und – gestattet mir den Ausdruck –, „Zeit verschwenden“ beim Zuhören.
Referenzen für Zahlungen an Missbrauchsopfer
Österreichische Klasnic Kommission zahlt 21,7 Mio. € an 1.974 Betroffene = 11.000 € plus 5,5 Mio. für 60.000 Therapiestunden [ DiePresse.com]
Deutsche Bistümer zahlen Leistungen von ca. 4,5 Mio. € an Betroffene. Subsidiär werden sie bis zu einem Betrag in Höhe von 5.000 € von der betroffenen kirchlichen Körperschaft gewährt. In besonders schweren Fällen, ..., sind andere oder zusätzliche
Leistungen möglich.
Im Vergleich katholische Kirchenmitglieder zu Zahlungen in Österreich und Deutschland, hat die Österreichische Kirche 23x soviel bezahlt.
Kloster Ettal hat 0,6 Mio. € an 70 Opfer von Misshandlung und sexuellem Missbrauch bezahlt 5.000 für Misshandlung und 10.000 bis 20.000 für sexuellen Missbrauch plus 0,1 Mio. € für Therapieleistungen (ca. 20 x 5.000€).